Es ist der ewige Kampf im Kinderzimmer: Der Nachwuchs möchte unbedingt das neue Call of Duty oder GTA zocken, aber das Cover ziert ein rotes USK 18 Logo.

Offiziell dürfen solche Spiele nicht an Minderjährige verkauft werden. Doch die Realität im digitalen Zeitalter sieht anders aus. Als Gaming-Redakteur sehe ich täglich, wie einfach die digitalen Schranken oft zu umgehen sind
In diesem Artikel analysieren wir die gängigsten Methoden, mit denen sich Minderjährige Spiele ab 18 beschaffen, und worauf Eltern achten müssen.
Das Problem mit der digitalen Altersprüfung
Im stationären Einzelhandel ist die Hürde hoch: Die Kassiererin im Elektronikmarkt verlangt den Ausweis. Fehlt dieser, bleibt das Spiel im Regal. Im Internet hingegen ist die Kontrolle oft lax. Viele Plattformen verlassen sich auf eine einfache Abfrage des Geburtsdatums.
Das führt dazu, dass diese Spiele oft nur einen Mausklick entfernt sind. Doch wie genau funktioniert das System der Umgehung? Hier sind die fünf gängigsten Lücken.
1. Der Klassiker: Die „Steam-Lüge“
Die wohl bekannteste Methode, um an USK 18 zu gelangen, betrifft die größte PC-Plattform der Welt: Steam. Wenn ein Nutzer auf die Shop-Seite eines Titels mit Altersbeschränkung klickt, erscheint eine simple Abfrage: „Bitte geben Sie Ihr Geburtsdatum ein.“
Hier wird kein Ausweis kontrolliert. Es ist ein offenes Geheimnis in der Gaming-Community, dass fast jeder Minderjährige hier einfach ein fiktives Geburtsjahr (oft der 1. Januar 1990) angibt. Steam speichert diese Daten in der Session, und der Weg zum Kauf ist frei.
2. Key-Seller und der Graumarkt
Während offizielle Stores wie der PlayStation Store oder Steam zumindest versuchen, lokale Gesetze einzuhalten, sind sogenannte Key-Seller das größte Schlupfloch. Seiten wie MMOGA, Kinguin oder G2A verkaufen Produktschlüssel (Keys) für Spiele oft günstiger als die offiziellen Stores.
Warum ist das für USK 18 relevant?
- Keine strenge Identitätsprüfung: Viele dieser Shops sitzen im Ausland (z.B. Hongkong) und nehmen es mit dem deutschen Jugendschutzgesetz nicht sehr genau.
- Anonymität: Der Kaufprozess ist schnell und erfordert selten eine Post-Ident-Verfahren oder ähnliche Hürden, die in Deutschland für USK 18 Titel eigentlich vorgeschrieben sind.
3. Die Währung der Jugend: Paysafecard und Guthabenkarten
Um USK 18 online zu kaufen, benötigt man Geld. Da Minderjährige meist keine Kreditkarten oder PayPal-Konten besitzen, greifen sie auf Prepaid-Lösungen zurück.
- Paysafecard: Diese Karten gibt es an fast jeder Tankstelle und im Supermarkt. Man tauscht Bargeld gegen einen 16-stelligen Code.
- Store-Guthaben: PlayStation- (PSN), Xbox- oder Steam-Guthabenkarten hängen frei verkäuflich im Supermarkt.
Der Trick: Ein Jugendlicher kauft sich völlig legal eine Guthabenkarte (da diese oft keine Altersbeschränkung hat oder das Kassenpersonal nicht darauf achtet, wofür sie genutzt wird). Mit diesem Guthaben wird dann das Konto aufgeladen und das Spiel digital erworben. Die finanzielle Transaktion ist damit von der Altersprüfung entkoppelt.
4. Gifting: Das digitale Geschenk
Ein weiterer beliebter Trick, um an Spiele zu kommen, ist die „Gifting“-Funktion. Wenn ein Minderjähriger das Spiel nicht selbst kaufen kann, bittet er oft einen volljährigen Freund oder den älteren Bruder, das Spiel als „Geschenk“ über Steam oder Xbox Live zu senden.
Der Empfänger muss oft keine erneute Altersprüfung durchlaufen, da das System davon ausgeht, dass der Schenkende (der Käufer) alt genug ist und die Verantwortung übernimmt. So landen diese Spiele direkt in der Bibliothek des Minderjährigen.
5. VPN: Die digitale Weltreise
Technisch versiertere Jugendliche nutzen ein VPN (Virtual Private Network). Damit gaukeln sie dem Store vor, sie befänden sich in einem anderen Land.
In vielen anderen Ländern sind die Jugendschutzgesetze weniger streng als in Deutschland. Ein Spiel, das hierzulande vielleicht indiziert ist oder nur per striktem Altersnachweis (Post-Ident) erhältlich ist, kann in den USA oder Österreich oft einfacher gekauft werden. Durch den virtuellen Standortwechsel umgehen sie die strengen deutschen Restriktionen für Spiele ab 18.
Achtung: Die Nutzung von VPNs zum Kauf von Spielen verstößt oft gegen die AGB der Plattformen (wie Steam) und kann zur Sperrung des Accounts führen!
Was Eltern tun können: Jugendschutz effektiv gestalten
Das Wissen um diese Tricks ist der erste Schritt zur Besserung. Es ist fast unmöglich, den Zugang zu diesen Spielen technisch zu 100 % zu unterbinden, wenn das Kind gewillt ist, die Sperren zu umgehen. Dennoch gibt es effektive Maßnahmen:
- Family Link & Elternkontrolle: Nutzen Sie die integrierten Jugendschutzsysteme der Konsolen (PS5, Xbox, Switch). Diese lassen sich so einstellen, dass sie gar nicht erst gestartet werden können, selbst wenn sie installiert sind.
- Keine unkontrollierten Guthabenkarten: Vereinbaren Sie Regeln für den Kauf von Guthabenkarten.
- Das Gespräch suchen: Verbote reizen oft nur mehr. Erklären Sie, warum bestimmte Inhalte (Gewalt, Horror) noch nicht geeignet sind. Schauen Sie sich Trailer gemeinsam an.
Fazit: Spiele ab 18 bleiben ein Katz-und-Maus-Spiel
Die digitale Distribution hat den Jugendschutz ausgehöhlt. Solange Key-Seller und Prepaid-Systeme so nahtlos ineinandergreifen, werden Minderjährige an Spiele ab 18 gelangen. Für Eltern ist es wichtig, nicht nur auf technische Hürden zu vertrauen, sondern Medienkompetenz zu fördern.
Als Gaming-Redakteur rate ich: Schauen Sie nicht nur auf das USK-Logo, sondern auch darauf, was Ihr Kind tatsächlich auf dem Bildschirm treibt.